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C.1   Romanische Bibliothek: Altbestand

Zusammensetzung und Umfang des Bestandes

Der Altbestand mit Drucken zwischen 1560 und 1900 der von Sur Giusep Pelican in Eigenregie zusammengetragenen Rätoromanischen Bibliothek (BBC, C.1) weist einen Bestand von beinahe 950 Exemplaren aus, davon haben fast 300 Titel ein Druckjahr vor 1815. 25 % stammen aus dem 16. (nur 3 Bücher) und 17. Jahrhundert, 75 % aus dem 18. und beginnenden 19. Jahrhundert. Interessant ist festzustellen, dass 60 % aus protestantischer Feder und nur 30 % aus katholischer Autorenschaft stammen; die übrigen 10 % (ca. 20 Titel) haben aus thematischen Gründen keine konfessionelle Affinität. Der grösste Teil des Altbestandes umgreift Themata der Theologie bzw. der Spiritualität, sog. Erbauungsliteratur, Katechismen und Gebetsbücher.

Inhaltliche Schwerpunkte

Unter den vorhandenen romanischen Bibeln sind nicht nur frühe protestantische Drucke wie „Vn cudesch da palms“ (Basel 1562) greifbar, sondern auch Balzer Alig‘s „Epistolas ad Evanglis“ (Chur 1674 / Bonaduz 1737). Ferner gibt es grossformatige Bibeldrucke in Ladin (1679) wie in Sursilvan (1718) und verschiedene Ausgaben des „Nief Testaments“ (etwa 1640) oder Psalmenbücher für den privaten Gebrauch der Gläubigen. Aus privaten Beständen stammen dann auch die vielen Erbauungs-   und   Gebetsbücher zur persönlichen Betrachtung und Vertiefung des christlichen Glaubens; ein seltener Druck ist z. B. die „Ovretta musicale“ von Mengia Wieland-Bisaz (Scuol 1769) oder Vistamaiunt per las nozzas dell‘ agne“ von Dumeng Sechias (Scuol 1725). Einen weiteren Schwerpunkt in der Sammlung bildet die katechetische   Literatur . Aus katholischer Feder stammen die Übersetzungen von Katechismen ins Romanische des Oblatenpaters Gion Antoni Calvenzano aus Italien (wirkte im 17. Jh. als Seelsorger im Lugnez) oder von P. Robert Bellarmin SJ (1542–1621, aus protestantischer Feder die Exemplare von Jachiam Tütschett Bifrun (1506–1572), Durich Chiampell (1510–1582) oder Stefan Gabriel (um 1570–1638). Erwähnenswert ist die „Dotrina cristiana bresciana“ (Chur 1788) in der Übersetzung von Bischof Ulrich VI. de Mont (1661–1692). La S. Bibla [in Sursilvan] Dotrina christiana bresciana gedruckt bei Andrea Peffer, von Bischof Ulrich VI. de Mont, Chur 1718 wieder gedruckt bei Johannes Pfeffer, [Signatur: BBC, C.1 Ba 3a–3679] Chur 1788 [Signatur: BBC, C.1 Tf 2d–2807]

Aufgliederung des Bestandes 1560–1800 BBC C.1

[nach systematischem Gesamtplan BBC (Stans 2014)]

A

Allgemeine Werke

6

B Bibelwissenschaft 27 C Curia Raetorum – Chur / Graubünden 10 F Fundamental- und Kontroverstheologie 7 L Liturgik 46 S Spiritualität (Hilfen im geistlichen Leben) 109 T Theologia practica (v.a. Katechese) 68 W Sprach- und Literaturwissenschaft 1 Bestand 1801–1900 weitere 648 Bände [11 Bände ohne Jahresangabe]

Bemerkung zu den Besitzeinträgen

Während in der Barock- und der Hauptbibliothek die überwiegende Mehrzahl der Besitzeinträge katholischer Provenienz sind, offenbart sich die statistische Auswertung der romanischen Bibliothek ganz anders: Rund zwei Drittel der Schriften mit einem Druckdatum vor 1815 haben einen Besitzeintrag mit protestantischem Hintergrund, und zwar in fast der Hälfte der Fälle von Frauen. Diese Tatsache belegt, dass die feminile Lesefreudigkeit und das weibliche Leseinteresse in romanischsprachigen Gebieten weit bedeutender war als in den deutschsprachigen Regionen.
Zu den Beständen BBC, C.1   [WebOPAG]
Bestand: 933 Bände
Dieser wichtige Altbestand mit Drucken von ca. 1560 bis 1900 der romanischen Bibliothek (BBC, C.1) wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts in Eigenregie von Generalvikar für Graubünden und Churer Dompropst Giusep Pelican zum Teil aus alten Pfarreibeständen in Bünden, zum Teil aus Privatbesitz und Ankauf aus Antiquariaten zusammen- getragen und (bis 2013) in der „Romanischen Bibliothek“ im Parterre des Weiherhauses aufgereiht, ohne aber bislang registriert worden zu sein. Standort (seit 2013): Archiv im Weiherhaus, 2. Untergeschoss